SMS Learning: die smarte Bildungsrevolution

Inhalte

Angesichts des digitalen Analphabetismus, von dem immer noch mehr als 15 % der Franzosen betroffen sind, setzt sich SMS Learning in der Bildung als effizienter Low-Tech-Ansatz durch. Damit werden Zielgruppen erreicht, die von digitalen Innovationen bislang noch nicht profitieren. Gleichzeitig ist die Lernmethode optimal an die heutigen Rahmenbedingungen angepasst.

Wenn von Innovation im Bereich der Berufsbildung gesprochen wird, denkt man spontan an moderne Technologien: virtuelle Realität, künstliche Intelligenz, immersive Plattformen usw. Diese Fortschritte in der Technologie sorgen jedoch häufig für eine Vertiefung und nicht für eine Überbrückung der digitalen Kluft. Nach Angaben des französischen Amts für Statistik und Wirtschaftsstudien (Institut national de la statistique et des études économiques, INSEE) waren 2021 immer noch 15,4 % der französischen Bevölkerung von digitalem Analphabetismus betroffen. Dieser Begriff beschreibt größere Schwierigkeiten im Umgang mit digitalen Tools, was ein großes Hindernis für den Bildungserwerb darstellt.

Vor diesem Hintergrund gewinnt SMS Learning wieder an Bedeutung, denn es handelt sich um eine erstaunlich einfache Methode, bei der Lerninhalte über simple Textnachrichten verbreitet werden. Hierfür sind weder hochmoderne Geräte noch eine ständige Internetverbindung erforderlich.

Eine universelle Technologie zur Überbrückung der digitalen Kluft

SMS Learning ist großteils universell zugänglich – dies ist der wichtigste Vorteil dieser Methode. Da 95 % der Bevölkerung ein Mobiltelefon besitzen und 77 % ein Smartphone nutzen, bietet diese Technologie einen direkten Zugang zu Lerninhalten. Darüber hinaus sind SMS auch mit Mobiltelefonen der ersten Generation kompatibel, ganz im Gegensatz zu Lern-Apps, für die ein neueres Smartphone, eine stabile WLAN-Verbindung und regelmäßige Updates erforderlich sind.

Studien belegen, dass einfache Technologien wie SMS bei Personen, die von digitalem Analphabetismus betroffen sind, weniger Ängste erzeugen als komplexe, hochgradig interaktive Lernplattformen.

Aufgrund der einfachen Verwendung von SMS Learning können folgende Zielgruppen besser integriert werden:

  • ältere Menschen, die mit digitalen Geräten wenig vertraut sind;
    Les seniors peu à l’aise avec les interfaces numériques.
  • mobile Arbeitskräfte, die nur unregelmäßig Zugang zum Internet haben;
  • Personen, die sich sozial oder beruflich integrieren möchten;
  • Bewohnerinnen und Bewohner ländlicher Regionen, in denen kein flächendeckender Internetzugang vorhanden ist.

Ein Bildungsansatz, der den aktuellen kognitiven Anforderungen gerecht wird

SMS Learning bietet nicht nur einen niederschwelligen Ansatz in Bezug auf die Technologie, sondern nutzt auch die Prinzipien des Mikrolernens, die den modernen Lebensrhythmus sowie Aufmerksamkeitsdefizite berücksichtigen.

Die maximal 160 Zeichen einer SMS erfordern eine klare Formulierung der Lerninhalte, was jedoch in Bezug auf die Pädagogik durchaus als Vorteil verstanden werden kann, denn jede Nachricht muss wesentliche, praktische und leicht zu lernende Informationen liefern.

Neuere neurowissenschaftliche Studien bestätigen die Wirksamkeit dieses fragmentierten Ansatzes. In Israel ergab eine Untersuchung, dass der regelmäßige Versand von Lerninhalten per SMS an Studierende ihre Kreativität, ihre kognitive Flexibilität und auch ihre Selbstwahrnehmung verbessert.

Spezifische Anwendung in unterschiedlichen Bereichen

SMS Learning bietet sich insbesondere für folgende Bereiche an:

Eingliederung in das Berufsleben: Behörden und Verbände, die Arbeitssuchende begleiten, können ihnen per SMS praktische Tipps etwa zur Vorbereitung auf Bewerbungsgespräche, zu effizienten Suchmethoden oder zur Entwicklung von Kompetenzen senden.

Gesundheits- und Sozialwesen: Im Rahmen von Programmen zur Vorbereitung auf Behördengänge oder zur Gesundheitsvorsorge für prekäre Bevölkerungsgruppen können SMS effektiv eingesetzt werden.

Weiterbildung: Einige Unternehmen nutzen SMS für Programme zur Festigung von Lerninhalten für ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, insbesondere in den Bereichen Sicherheit und Wartung.

Abgelegene Gebiete: Landwirtinnen und Landwirte erhalten technische oder finanzielle Beratung direkt per SMS, ohne dass sie sich an einen bestimmten Ort begeben oder einen PC nutzen müssen.

Vier effiziente und bewährte Praktiken für SMS Learning

Erfahrungen mit SMS Learning haben gezeigt, dass mithilfe der vier folgenden Prinzipien optimale Bildungsergebnisse erzielt werden können:

  1. Weniger ist mehr: Die Nachrichten sollten sämtliche Fachbegriffe vermeiden und sich auf die Grundidee konzentrieren. Dies lässt sich an den zwei folgenden Beispielen veranschaulichen:
  • Komplex formulierte Aussage: „Künstliche Intelligenz beruht auf Algorithmen und statistischen Modellen zur Datenanalyse.“
  • Einfach formulierte Aussage: „Eine KI ist ein Programm, das lernt, wie ein Mensch zu antworten. Beispiele: Siri oder Google Assistant.“
  1. Kontrollierte Häufigkeit: Regelmäßige Informationen sind wichtig, aber zu viele Nachrichten sind kontraproduktiv. Als optimal haben sich laut Erfahrungsberichten zwei bis drei Nachrichten pro Woche erwiesen, die zu strategischen Zeitpunkten wie etwa am frühen Vormittag oder am späten Nachmittag versendet werden.
  2. Interaktivität als Motor für eine aktive Beteiligung: Als besonders effizient haben sich Nachrichten erwiesen, in denen um eine (vor allem einfache) Antwort gebeten wird. Beispiel: „Aufgabe des Tages: Welches Wort haben Sie zuletzt in dieser Woche gelernt? Antworten Sie uns per SMS!“
  3. Lernfortschritt: Jede Nachricht ist Teil eines fortlaufenden Lernprozesses und führt zu einem spürbaren Fortschritt.

Einschränkungen erkennen

Trotz aller Vorteile stößt SMS Learning mitunter auch an seine Grenzen, denn diese Methode kann tiefergehende Bildungsinhalte mit komplexen Interaktionen und praktischen Übungen nicht ersetzen. Darüber hinaus kann die Begrenzung auf 160 Zeichen bei komplexeren Zusammenhängen ein Hindernis darstellen.

Aus diesem Grund eignet sich SMS Learning gut als Ergänzung zu anderen Lern- und Lehrmethoden oder spezifischen Inhalten. Vor allem aber können mit diesem Bildungsangebot Zielgruppen erreicht werden, die sonst auf Grund der digitalen Kluft komplett ausgeschlossen würden.

Innovation durch einfache Lösungen

In einer Zeit, die durch einen Wettlauf von technologischen Innovationen geprägt ist, belegt das Beispiel des SMS Learning, dass effiziente Bildungsangebote nicht unbedingt auf moderne Technologien angewiesen sind.

Dieser Ansatz ist technologisch niederschwellig, bietet jedoch eine hohe Integration und könnte sich als wirkungsvoll erweisen, um die Herausforderungen zu bewältigen, die durch den digitalen Analphabetismus und das Fehlen eines universellen Zugangs zu Bildung bestehen: eine revolutionäre Lernmethode, die in jede Tasche passt und niemanden ausschließt.

In der digitalen Bildung führt die Rückbesinnung auf das Wesentliche manchmal zu den besten Ergebnissen. Was, wenn das Lernen der Zukunft sich auch 160 Zeichen lange Nachrichten zunutze machen würde?

 

Bibliographie

Katz, Yaacov. (2013). SMS-based learning in tertiary education: Achievement and attitudinal outcomes. Proceedings of the International Conference e-Learning 2013.

Adelina Moura, Ana Amélia Carvalho. Mobile Learning: Using SMS in Educational Contexts. IFIP

TC 3 International Conference on Key Competencies in the Knowledge Society (KCKS) / Held as

Part of World Computer Congress (WCC), Sep 2010, Brisbane, Australia. pp.281-291, 10.1007/978-

3-642-15378-5_27. hal-01054693

Gasaymeh, Al-Mothana & Aldalalah, Osamah. (2024). The Impact of Using SMS as Learning Support Tool on Students’ Learning. International Education Studies. 6. 112-112. 10.5539/ies.v6n10p112.

Moura, Adelina & Carvalho, Ana. (2010). Mobile Learning: Using SMS in Educational Contexts. 10.1007/978-3-642-15378-5_27.

So, Simon. (2009). The Development of a SMS-based Teaching and Learning System. Journal of Educational Technology Development and Exchange. 2. 10.18785/jetde.0201.08.

Rony Germon - Contributeur Digiformag

Rony Germon

Rony Germon ist der Gründer der Beratungsagentur Futur Possible, die sich auf den digitalen Wandel in der Bildung und auf die Entwicklung innovativer Lernkonzepte spezialisiert hat. Als Experte für Didaktik-Design und digitales Lernen begleitet Germon Bildungseinrichtungen bei der Entwicklung ihres Online-Campus, der Schaffung vollständig digitalisierter Geschäftsbereiche und der Konzeption von immersiven Bildungsangebote für Branchen, die unter Fachkräftemangel leiden. Dabei setzt Germon auf eine aktive Pädagogik, Erkenntnisse aus der Kognitionswissenschaft und interaktive Bildungstechnologien. Germon hat an der Université de Technologie in Troyes promoviert und ist Full Professor an der Paris School of Technology and Business.

Laisser un commentaire

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Empfohlen für Sie
Abonnieren Sie unseren Newsletter!
Zum selben Thema
Logo digiforma
Die All-in-One Software für Bildungsträger
Verwalten Sie eine Trainingseinheit 4x schneller