Für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) stellt Weiterbildung eine der zentralen Herausforderungen der modernen Arbeitswelt dar. Fachkräftemangel, Digitalisierung und der steigende Bedarf an Qualifikationen verlangen nach kontinuierlichem Lernen – während gleichzeitig der Alltag im Betrieb reibungslos weiterlaufen muss. Doch wie können KMU diese Balance schaffen? Hier kommen die Industrie- und Handelskammern (IHKs), der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) und die Handwerkskammern ins Spiel. Diese Institutionen bieten umfassende Unterstützung, um Unternehmen bei der Organisation und Umsetzung von Weiterbildungsmaßnahmen zu entlasten.
Weiterbildung – unverzichtbar für die Wettbewerbsfähigkeit
In Zeiten des rasanten technologischen Wandels ist Stillstand keine Option. Unternehmen müssen sicherstellen, dass ihre Mitarbeitenden die Kompetenzen entwickeln, die sie für aktuelle und zukünftige Herausforderungen benötigen. Laut einer Umfrage des DIHK fühlen sich jedoch gerade KMU oft überfordert, wenn es um die Planung und Finanzierung von Weiterbildungsmaßnahmen geht. Hinzu kommen Unsicherheiten hinsichtlich der passenden Angebote und rechtlicher Rahmenbedingungen (DIHK; 2023). Mehr Informationen dazu auf der Webseite des DIHK.
Doch es gibt gute Nachrichten: Die Institutionen in Deutschland haben es sich zur Aufgabe gemacht, KMU bei genau diesen Aufgaben zu unterstützen.
Die Rolle der IHKs und Handwerkskammern in der Weiterbildung
Die IHKs und Handwerkskammern sind nicht nur Netzwerker und Interessenvertreter der Wirtschaft, sondern auch zentrale Ansprechpartner, wenn es um die Weiterbildung geht. Sie bieten:
Beratung und Bedarfsanalyse
Institutionen helfen KMU, den konkreten Weiterbildungsbedarf im Unternehmen zu analysieren. Dabei werden aktuelle Anforderungen und langfristige Unternehmensziele berücksichtigt. Dies geschieht durch individuelle Beratungsgespräche, in denen Experten gemeinsam mit den Unternehmen den spezifischen Weiterbildungsbedarf ermitteln und passende Maßnahmen empfehlen. Zudem bieten viele Institutionen praxisorientierte Workshops und Beratungsdienste an, die den Unternehmen helfen, konkrete Fördermöglichkeiten und geeignete Programme zu finden. Diese gezielte Unterstützung spart Zeit und stellt sicher, dass die Maßnahmen effektiv und zielgerichtet sind.
Kurs- und Seminarangebote und organisatorische Unterstützung
IHKs und Handwerkskammern sowie die Bildungszentren der Institutionen bieten ein breites Spektrum an Weiterbildungsmöglichkeiten – von kurzen Workshops bis hin zu berufsbegleitenden Lehrgängen. Besonders beliebt sind praxisnahe Angebote wie der IHK-Fachwirt, Meisterkurse oder Spezialseminare zu Themen wie Digitalisierung oder Nachhaltigkeit. Darüber hinaus können die Institutionen den gesamten organisatorischen Prozess übernehmen, von der Kursanmeldung bis zur Prüfungsabnahme. Damit können Unternehmen sich auf ihre Kernaufgaben konzentrieren.
Weiterbildungsbörse der IHKs
Über die Weiterbildungsbörse der IHKs, erreichbar unter www.ihk-weiterbildung.de , können Unternehmen gezielt nach Weiterbildungsangeboten recherchieren. Das Portal ermöglicht eine einfache Suche nach Themen, Regionen und Zielgruppen und bietet eine zentrale Anlaufstelle für alle Fragen rund um Qualifizierungsangebote.
Prüfungsorganisation und Zertifizierung
Sowohl die IHKs als auch die Handwerkskammern sind prüfende Stellen. Sie nehmen nicht nur die Prüfungen für Weiterbildungen wie Fachwirt- oder Meisterabschlüsse ab, sondern stellen auch anerkannte Zertifikate aus. Diese Abschlüsse gelten als Qualitätssiegel und bieten Teilnehmenden wie Unternehmen gleichermaßen Sicherheit.
Finanzielle Förderung und Beratung
Viele KMU wissen nicht, welche Förderprogramme ihnen zur Verfügung stehen. Die Institutionen informieren über Möglichkeiten wie das Aufstiegs-BAföG (https://www.aufstiegs-bafoeg.de/aufstiegsbafoeg/de/home/home_node.html ), regionale Förderprogramme oder Zuschüsse aus EU-Mitteln.
Konkrete Programme und Initiativen
Neben den allgemeinen Dienstleistungen bieten Institutionen spezielle Programme, die sich an KMU richten. Einige Beispiele:
- DIHK-Bildungsportal: Auf der Plattform www.dihk-bildungs-gmbh.de finden Unternehmen Informationen zu allen Weiterbildungsangeboten der IHKs. Dort sind auch spezifische Programme für KMU gelistet.
- Passgenaue Besetzung: Dieses von den Institutionen koordinierte Projekt hilft Unternehmen dabei, offene Stellen mit geeigneten Fachkräften zu besetzen – oft in Kombination mit Weiterbildungsmaßnahmen, um die neuen Mitarbeitenden optimal einzusetzen. Weitere Informationen finden Sie auf der Website des DIHK unter www.dihk.de .
- Weiterbildungsberatung durch die Handwerkskammern: Speziell für das Handwerk bieten die Handwerkskammern Programme wie “Berufliche Bildung – Handwerksmeister” an, die KMU dabei helfen, Mitarbeitende gezielt für leitende Aufgaben zu qualifizieren. Mehr dazu unter www.handwerk.de .
Förderung und finanzielle Entlastung
Eine der größten Hürden für KMU ist die Finanzierung von Weiterbildungen. Auch hier leisten die Institutionen wertvolle Hilfe. Unternehmen können beispielsweise auf folgende Programme zurückgreifen:
- Aufstiegs-BAföG: Gefördert werden bis zu 50 % der Weiterbildungskosten. Eine umfangreiche Beratung dazu bieten die regionalen Institutionen, mehr Informationen finden Sie unter www.aufstiegs-bafoeg.de .
- Zuschüsse für Digitalisierungsmaßnahmen: Viele Institutionen unterstützen Unternehmen dabei, Fördermittel für digitale Weiterbildungsprogramme zu beantragen. Ziel ist es, die Unternehmen fit für die digitale Transformation zu machen. Details zu den Fördermöglichkeiten bietet der DIHK unter www.dihk.de .
Praxisbeispiel: Ein KMU meistert die Weiterbildung
Ein mittelständisches Handwerksunternehmen aus Bayern stand vor der Herausforderung, seine Mitarbeitenden für die Anforderungen der Digitalisierung zu qualifizieren. Die Geschäftsführerin wandte sich an die Handwerkskammer.
- Zunächst wurde eine Bedarfsanalyse durchgeführt.
- Anschließend erhielten drei Mitarbeitende eine Weiterbildung zum Digitalisierungsbeauftragten.
- Mithilfe des Aufstiegs-BAföGs konnte das Unternehmen die Kosten um 40 % reduzieren.
Die Handwerkskammer übernahm nicht nur die Organisation der Weiterbildungen, sondern half auch bei der Beantragung von Zuschüssen. Die Geschäftsführerin zeigte sich begeistert: „Dank der Unterstützung konnten wir die Digitalisierung in unserem Betrieb effizient voranbringen, ohne unsere tägliche Arbeit zu vernachlässigen.“
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Institutionen wie IHKs und Handwerkskammern eine unverzichtbare Rolle dabei spielen, KMU bei der Weiterbildung zu unterstützen und somit die Unternehmen von organisatorischen und finanziellen Hürden zu entlasten. Durch maßgeschneiderte Beratungsangebote, umfassende Kurs- und Seminarstrukturen sowie finanzielle Fördermöglichkeiten schaffen sie eine wichtige Grundlage, damit sich Unternehmen auf ihre Kernkompetenzen konzentrieren können. Dies trägt nicht nur zur Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit bei, sondern fördert auch eine nachhaltige Unternehmensentwicklung im Zeitalter der Digitalisierung und des Fachkräftemangels. Die enge Zusammenarbeit mit diesen Institutionen ist eine wertvolle Chance für KMU, die Herausforderungen der modernen Arbeitswelt erfolgreich zu meistern.