Adaptive Learning macht seit einigen Jahren und noch stärker seit der Coronakrise auf sich aufmerksam. Könnte dieses Lerninstrument die Zukunft der personalisierten Ausbildung sein? Eine Analyse: Vorteile und Grenzen für Bildungseinrichtungen.
Adaptive Learning hat noch nie so viel von sich reden gemacht! Mit der Coronapandemie konnte ein stärkerer Rückgriff auf das E-Learning verzeichnet werden, was die Digitalisierung wieder in den Mittelpunkt der Überlegungen und Bedürfnisse gerückt hat. Das adaptive Lernen ist attraktiv, da es die individuelle Gestaltung der Ausbildung für alle Lernenden ermöglicht. Hat das adaptive Lernen das Zeug dazu, die Branche zu revolutionieren? Die Meinungen zu diesem Thema gehen noch auseinander. Zwar können die Vorteile zahlreich sein, doch bei dieser Technologie gibt es mehrere Ebenen und nicht alle Erfahrungen überzeugen. Fokus auf die ersten Rückmeldungen und die Anwendung des adaptiven Lernens in der beruflichen Weiterbildung.
Was genau versteht man unter dem adaptiven Lernen?
Digitale Medien im Dienste der Bildung
Mit dem Aufkommen des Internets haben sich die technologischen Innovationen im Lernbereich vervielfacht. Die Fernausbildung hat sich daher logischerweise mit virtuellen Klassenzimmern, Videoinhalten, 3D usw. weiterentwickelt.
Die Herausforderung heute: immersive und individualisierte Erfahrungen sowohl als Präsenzveranstaltung als auch hinter dem Bildschirm anzubieten. Um auf die letztgenannten Bedürfnisse einzugehen, wurde das adaptive Lernen bereits vor etwa 15 Jahren an amerikanischen Universitäten eingeführt.
Sein Ziel? Jedem Lernenden eine entwicklungsfähige Ausbildung anzubieten, die auf sein Niveau und seine Bedürfnisse zugeschnitten ist. Dieses Angebot wird unter Rückgriff auf die Neurowissenschaften und die Datensammlung oder Big Data erstellt. Im Idealfall wird der angebotene Lerninhalt völlig individuell zusammengestellt und entspricht dem Tempo, den Fähigkeiten und den Lernpräferenzen des Lernenden. Von diesem Konzept kann man nur träumen, wenn man weiß, wie schwierig es für einen Ausbilder ist, seinen Unterricht an eine große Gruppe anzupassen. Sein Anwendungsbereich ist aktuell jedenfalls sehr variabel.
Adaptive Learning: So funktioniert‘s!
Heutzutage gibt es ebenso viele Methoden wie Plattformen für adaptives Lernen. Sie starten jedoch alle mit einem ersten Testquiz, das eine Analyse des Wissenstands und der Bedürfnisse des Lernenden ermöglicht, und münden dann in eine mehr oder weniger starke Personalisierung der Ausbildung. Für eine Bildungseinrichtung ist es daher sehr einfach, zu behaupten, dass sie adaptives Lernen anbietet. Da reicht es schon, die Lernenden nach ihrem Wissensstand in Gruppen einzuteilen. In Wirklichkeit kann die Technologie jedoch viel mehr, da ja der angebotene Unterricht wirklich auf jeden Schüler zugeschnitten werden kann.
Adaptives Lernen kann die Makro- oder die Mikroebene betreffen. Auf Makroebene beschäftigt es sich mit der Personalisierung des Ausbildungsprogramms. Es eignet sich optimal für das Lernen über einen längeren Zeitraum, wie z. B. das Sprachenlernen, und kann verschiedene Formen annehmen. Es bietet beispielsweise einem Schüler die Möglichkeit, auf einen Punkt zurückzukommen, den er nicht verstanden hat, und es passt sich seinem Lerntempo auf Grundlage der Daten (Big data) an, die während des Lernprozesses gesammelt wurden. Auf Mikroebene betrifft die Personalisierung den Inhalt der Ausbildung für den Einzelnen. Jedem Auszubildenden wird dann ein spezielles Ausbildungsmodul angeboten. Dazu muss eine sehr gründliche Analyse des Lernenden durchgeführt werden, was häufig den Rückgriff auf die künstliche Intelligenz und die Neurowissenschaften erforderlich macht.
Bildungseinrichtungen stehen somit zahlreiche Verfahren zur Auswahl. Die Vorbehalte sind jedoch noch groß. Fokus auf die Vorteile und Grenzen der Technologie.
Ist das adaptive Lernen für die berufliche Ausbildung wirklich nützlich?
Ein Konzept mit vielen Vorteilen
Das adaptive Lernen bietet Lösungen für die Problemstellungen von Bildungseinrichtungen: eine personalisierte Ausbildung anbieten, die den Erwartungen des Lernenden entspricht. Die Vorteile sind vielfältig: Zeitersparnis und Qualität des Lernens, Wettbewerbsfähigkeit, präzise individuelle Betreuung usw.
Langweile kommt beim Lernenden auch nicht auf, da der Inhalt ständig an ihn angepasst wird. Doch es geht nicht darum, alles zu automatisieren. Das Tool ist nur als Unterstützung für den Ausbilder bei seiner täglichen Arbeit gedacht. Es ersetzt auf keinen Fall den Menschen und seine Qualitäten wie Humor oder Einfühlungsvermögen, die beim Lernen oft eine Rolle spielen. Das Vorteilsversprechen klingt gut und kann im Kampf gegen die Vermassung des Lernangebots nützlich sein, aber wie sieht die Realität aus?
Die Grenzen der Technologie
In der Tat gibt es viele Kritiker. An erster Stelle stehen die Ausbilder selbst, die der Meinung sind, dass die Digitalisierung sie auf keinen Fall ersetzen kann. Sie fragen nach der Relevanz des Tools und die Enthumanisierung, die mit seinem Einsatz einhergehen könnte. Ist es nicht Aufgabe des Ausbilders, das Ausbildungsprogramm individuell zu gestalten?
Das andere Problem: Der Wachstumsmarkt zieht zahlreiche Akteure an, die sehr oft einen digitalen Hintergrund haben. Ihre Unkenntnis der beruflichen Ausbildung führt teilweise zu falschen Vorstellungen und Annahmen, auf denen ihre gesamte Technologie beruht. Auch haben heute einige Studien eine echte Wirksamkeit des Tools gezeigt, aber es ist schwierig, die vorgeschlagenen Lösungen miteinander zu vergleichen. Daher ist es wichtig, eine sorgfältige Auswahl zu treffen, die Programme zu verstehen und zu testen, um einen echten Mehrwert zu erzielen.
Das adaptive Lernen ist für die berufliche Ausbildung in vielerlei Hinsicht von Interesse. Diesem Bereich erbringt es wahrscheinlich sogar den größten Nutzen, da es darauf abzielt, das Lernen durch Personalisierung wirklich zu verbessern. Doch der Markt ist sehr groß und die Methoden sind sehr unterschiedlich. Wenn Sie sich dieser Technologie bedienen möchten, empfehlen wir Ihnen, Ihre Anforderungen und Erwartungen gründlich zu analysieren und sich genügend Zeit für die Prüfung der Vorschläge zu nehmen. So können Sie von der Leistung des Tools in vollem Umfang profitieren.