Mitarbeiterentwicklung neu gedacht: Wie Unternehmen ältere Mitarbeitende gezielt qualifizieren können  

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Die demografische Entwicklung und der anhaltende Fachkräftemangel zwingen Unternehmen, ihre Personalstrategien neu zu denken. Besonders bei älteren Mitarbeitenden bleibt das Potenzial zur Weiterentwicklung oft ungenutzt, obwohl es eine wertvolle Ressource darstellt. Eine gezielte Qualifizierung kann nicht nur die Fachkompetenz dieser Mitarbeitenden stärken, sondern auch dazu beitragen, den Unternehmenserfolg langfristig zu sichern. Wie Unternehmen die Qualifizierung älterer Mitarbeitenden erfolgreich gestalten können, zeigen die folgenden praxisorientierten Ansätze und konkreten Tipps.  

Warum ältere Mitarbeitende gezielt qualifizieren?  

Ältere Mitarbeitende besitzen umfangreiche Erfahrung, ein hohes Maß an Fachwissen und oft eine ausgeprägte soziale Kompetenz. Diese Ressourcen müssen jedoch kontinuierlich weiterentwickelt werden, um den sich schnell ändernden Anforderungen in der Arbeitswelt gerecht zu werden. Der technologische Wandel, neue Arbeitsmethoden und die Digitalisierung erfordern von allen Mitarbeitenden, ihre Fähigkeiten ständig zu erweitern und anzupassen. Laut einer Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) nehmen jedoch ältere Mitarbeitende seltener an Weiterbildungsmaßnahmen teil. Oft fehlt es an passgenauen Angeboten, oder es gibt Vorurteile, dass ältere Mitarbeitende weniger lernbereit oder technikaffin sind. Doch Unternehmen, die ihren älteren Mitarbeitenden gezielte Qualifizierungsangebote machen, können nicht nur den Wissensstand der Belegschaft auf dem neuesten Stand halten, sondern auch die Innovationskraft und Wettbewerbsfähigkeit stärken.  

Praxistipps: So gestalten Sie die Qualifizierung älterer Mitarbeitenden zielgerichtet und erfolgreich

  1. Maßgeschneiderte Lernformate entwickeln  

Ein entscheidender Erfolgsfaktor für die Qualifizierung älterer Mitarbeitender ist die Anpassung der Lernformate an ihre Bedürfnisse. Standardisierte Weiterbildungsangebote stoßen häufig auf Widerstand, weil sie nicht passgenau sind oder nicht zielführend von Struktur und Inhalt sind. Stattdessen sollten Unternehmen individuelle Lernwege bieten, die auf die verschiedenen Anforderungen und Vorkenntnisse älterer Mitarbeitender eingehen.  

Praxistipps:  

  • Bieten Sie unterschiedliche Formate an: Präsenzschulungen, Webinare, aber auch praxisorientierte Workshops.  
  • Nutzen Sie Microlearning-Ansätze: Kleine Lerneinheiten, die flexibel in den Arbeitsalltag integriert werden können.  
  • Passen Sie die Lerninhalte auf die individuellen Vorkenntnisse der Mitarbeitenden an.  
  1. Wissenstransfer zwischen den Generationen fördern  

Ältere Mitarbeitende bringen einen reichen Erfahrungsschatz mit, der über Jahre hinweg aufgebaut wurde. Sie kennen nicht nur die Abläufe und Strukturen des Unternehmens aus erster Hand, sondern haben auch zahlreiche Herausforderungen gemeistert und wertvolle Erkenntnisse über die Arbeitswelt und die Branche erlangt. Diese Expertise ist für das Unternehmen von unschätzbarem Wert und kann nicht nur für die eigene Karriere der älteren Mitarbeitenden, sondern auch für das gesamte Unternehmen von entscheidender Bedeutung sein. Ein gezielter Wissenstransfer sorgt dafür, dass dieses Wissen nicht nur den älteren Mitarbeitenden selbst zugutekommt, sondern auch an jüngere Generationen weitergegeben wird. Dies ist besonders wichtig, da junge Mitarbeitende oft mit innovativen, technischen Ansätzen und neuen Denkweisen ausgestattet sind, während die älteren Mitarbeitenden tiefgreifendes praktisches Wissen und eine langfristige Perspektive einbringen. Wenn diese beiden Wissensarten kombiniert werden, entsteht eine starke Wissensbasis, die das Unternehmen auf mehreren Ebenen bereichert.

Ein aktiver Wissenstransfer trägt zudem dazu bei, dass die Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Generationen gestärkt wird. Häufig entstehen Missverständnisse oder Barrieren aufgrund unterschiedlicher Arbeitsweisen oder Kommunikationsstile zwischen jüngeren und älteren Mitarbeitenden. Ein strukturierter Wissenstransfer fördert nicht nur den Austausch von Fachwissen, sondern auch das gegenseitige Verständnis und die Zusammenarbeit zwischen den Generationen. Wenn junge Mitarbeitende von den älteren lernen können, wie sie komplexe Probleme praktisch lösen, und ältere Mitarbeitende von den Jüngeren die neuesten Technologien und digitalen Tools kennenlernen, entsteht eine produktive und wertvolle Dynamik im Team.

Praxistipps:  

  • Fördern Sie den Austausch zwischen jüngeren und älteren Mitarbeitenden durch Mentoring- oder Reverse-Mentoring-Programme.  
  • Etablieren Sie regelmäßige Wissensmanagement-Sitzungen, in denen ältere Mitarbeitende ihr Wissen zu spezifischen Fachthemen teilen.  
  • Organisieren Sie Netzwerktreffen, bei denen alle Generationen miteinander ins Gespräch kommen.  

Ein strukturierter und respektvoller Wissenstransfer zwischen verschiedenen Generationen sorgt nicht nur für eine effiziente Nutzung des gesamten Wissenspotenzials des Unternehmens, sondern fördert auch das Vertrauen und die Zusammenarbeit zwischen den Generationen. Dies trägt dazu bei, das Betriebsklima zu verbessern und eine langfristige, nachhaltige Unternehmensentwicklung zu sichern.

  1. Digitale Kompetenzen gezielt aufbauen  

Die Digitalisierung stellt häufig eine der größten Herausforderungen für ältere Mitarbeitende dar. Doch ohne den Umgang mit neuen Technologien wird eine effiziente Arbeit in vielen Bereichen unmöglich. Unternehmen sollten daher gezielte Programme entwickeln, um die digitalen Kompetenzen ihrer älteren Mitarbeitenden zu stärken.  

Praxistipps:  

  • Beginnen Sie mit einfachen Schulungen zu den Grundlagen der Digitalisierung, bevor komplexere Themen wie spezialisierte Software behandelt werden.  
  • Setzen Sie auf multimediale Lernformate: Videos, Tutorials und interaktive Übungen helfen, technologische Hemmschwellen abzubauen.  
  • Sorgen Sie für regelmäßige Auffrischungskurse und bieten Sie Support, wenn Mitarbeitende Fragen zur Anwendung neuer Tools haben.  
  1. Weiterbildung mit Gesundheitsaspekten verbinden  

Das Thema Gesundheit spielt für alle Mitarbeitenden eine zunehmend immer wichtigere Rolle, und für ältere sogar noch mehr, da sie bereits länger im Berufsleben tätig sind. Schulungen, die sowohl Fachwissen als auch gesundheitsfördernde Maßnahmen integrieren, sind besonders effektiv. Eine enge Verbindung von Weiterbildung und Gesundheitsförderung steigert nicht nur die Motivation der Mitarbeitenden, sondern wirkt sich auch positiv auf deren Wohlbefinden und Leistungsfähigkeit aus. Es steigert damit ebenfalls die Personalbindung.

Beispiel aus der Praxis: Ein Unternehmen im Bereich der Lebensmittelproduktion führte eine Kombination aus Fachschulungen zu neuen Maschinen und ergonomischen Trainings durch. So konnten die Mitarbeitenden nicht nur ihre Fähigkeiten im Umgang mit neuen Technologien erweitern, sondern auch ihren Arbeitsalltag gesundheitsbewusster gestalten.  

Praxistipps:  

  • Bieten Sie Weiterbildung in Verbindung mit ergonomischen Schulungen an, z. B. zu richtigen Arbeitspositionen oder stressfreien Arbeitsabläufen.  
  • Organisieren Sie Gesundheitsworkshops, die die Auswirkungen von körperlicher Aktivität und gesunder Ernährung auf die Leistungsfähigkeit im Job thematisieren.  
  • Integrieren Sie regelmäßige Pausen und Bewegungseinheiten in Ihre Schulungsprogramme, um die Konzentration zu fördern.  
  1. Konflikte zwischen jüngeren und älteren Mitarbeitenden ansprechen  

Ein häufiges Problem bei der Qualifizierung älterer Mitarbeitender sind mögliche Konflikte zwischen den Generationen. Unterschiedliche Arbeitsstile, Kommunikationsweisen und Erwartungen können zu Spannungen führen, wenn nicht aktiv gegengesteuert wird. Unternehmen sollten daher ein Bewusstsein für diese Konflikte schaffen und gezielt an einer konstruktiven Zusammenarbeit der Generationen arbeiten.  

Praxistipps:  

  • Führen Sie Workshops zur Sensibilisierung für Generationenunterschiede und Teamdynamik durch.  
  • Fördern Sie den respektvollen Umgang und die gegenseitige Wertschätzung durch klare Kommunikationsregeln.  
  • Etablieren Sie regelmäßige Team-Reflexionen, um Konflikte frühzeitig zu erkennen und anzugehen.  

Qualifizierung als Schlüssel zur Zukunft  

Die Qualifizierung älterer Mitarbeitenden ist nicht nur eine Notwendigkeit, sondern eine Chance für Unternehmen, ihre Wettbewerbsfähigkeit zu steigern. Durch maßgeschneiderte Weiterbildungsangebote, den aktiven Wissenstransfer und die Förderung digitaler Kompetenzen können Unternehmen das Potenzial ihrer älteren Belegschaft voll ausschöpfen. Mit einer offenen Lernkultur und gezielten Maßnahmen zur Konfliktbewältigung gelingt es, die Zusammenarbeit der Generationen zu stärken und so das Unternehmen für die Zukunft zu rüsten. Nutzen Sie die Chance, Ihre älteren Mitarbeitenden zu qualifizieren und profitieren Sie von deren wertvollen Erfahrungen und Fähigkeiten. Entwickeln Sie gezielte Qualifizierungsprogramme, die den Bedürfnissen Ihrer Mitarbeitenden gerecht werden, und setzen Sie diese gemeinsam mit ihnen um.

Marina-Schemmert - Digiformag Auteur

Marina Schemmert

Marina Schemmert verknüpft ihre langjährige Managementerfahrung in der Wirtschaft und Medienbranche mit fundiertem Praxis Knowhow und einem breiten und tiefen theoretischen Wissensschatz. Als Geschäftsführerin befasst sich die Autorin täglich mit Themen rund um die Bereiche Organisationsentwicklung, Digitalisierung, Transformation und Unternehmenskultur und berät dabei sowohl Gründer wie auch KMUs und Konzerne in allen unternehmerischen Fragestellungen. An theoretischem Fundament bringt Marina Schemmert u. a. ein erfolgreich abgeschlossenes Master Studium im Bereich Personal und Organisation (Master of Arts) mit. Die erfahrene Managerin ist Fachautorin für verschiedene Lehr- und Lernmittel sowie Publikationen. Ihr obliegen außerdem verschiedene Dozenturen und Lehraufträge im Bereich der Erwachsenenbildung und sie ist aktives Mitglied in diversen Prüfungsausschüssen der Industrie- und Handelskammern.

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