In diesem zweiten Teil unserer kritischen Lektüre des Leitfadens zur digitalen Transformation befassen wir uns mit den großen Baustellen der digitalen Transformation von Unternehmen. Das erste Kapitel des Buches ist dem Thema „Leadership & Management“ gewidmet und befasst sich speziell mit der Vorgehensweise des Entscheidungsträgers, häufig Leiter eines Tätigkeitsbereichs oder Verantwortlicher in einem großen Unternehmen, der sich mit der Digitalisierung zu beschäftigen gedenkt. Um diese Analyse auf Bildungseinrichtungen auszurichten, habe ich mich auf die Hebel konzentriert, mit denen die Erstellung einer Strategie zur digitalen Transformation und die ersten Maßnahmen umgesetzt werden können.
Der Aufbau einer effizienten Strategie erfordert mehrere Schritte: ein Audit des Bestehenden, d. h. eine Analyse Ihres Interesses für die digitalen Herausforderungen und Werkzeuge, sowie Überlegungen zur Vision des oder der Manager, d. h. eine genaue Vorstellung von den Zielen, die Sie für Ihr Unternehmen festlegen möchten. Anhand dieser beiden Elementen werden Sie Ihre Strategie zur digitalen Transformation umsetzen können!
Sind Sie ausreichend digitalisiert?
Noch bevor man weiß, wohin die Reise geht, sollte man als Erstes wissen, wo man steht. Dazu muss man seine Position im Vergleich zu anderen Unternehmen bestimmen. Eine erste bekannte Möglichkeit ist das Benchmarking. Hier vergleichen Sie z. B. Ihr Angebot und Ihre Dienstleistungen mit denen anderer Bildungseinrichtungen und analysieren deren Grad der digitalen Transformation. Anhand dieser Elemente können Sie einschätzen, wie Ihre Situation im Vergleich zum Markt ist.
Da der Ausbildungssektor nicht dafür bekannt ist, besonders digitalaffin zu sein, reicht es nicht aus, sich für die Digitalisierung anderer Bildungseinrichtungen zu interessieren, um zu wissen, wo Sie stehen. Um sich einen umfassenderen Überblick zu verschaffen, ist es wichtig, sich ein solides Wissensfundament über digitale Trends aufzubauen: Einige Publikumszeitschriften widmen diesem Thema Sonderausgaben, es finden regelmäßig Messen und Konferenzen zu diesem Thema statt und im Buchhandel sind Fachbücher zu diesem Thema erhältlich. Sie müssen das Medium wählen, das am besten zu Ihrer Tätigkeit und Ihrem Interesse an diesem Thema passt!
Nach Abschluss der Prüfungsphase widmet sich der Leitfaden zur digitalen Transformation der „Vision“ des Managers, um die Ziele des Unternehmens für die kommenden Jahre festzulegen. Konkreter gesagt: Auch wenn Sie nicht unbedingt eine messianische Vision für Ihr Unternehmen haben, sollte Ihnen die Durchführung einer umfassenden Branchenbeobachtung eine klare Vorstellung von der Stoßrichtung für Ihre Bildungseinrichtung geben. Jetzt ist es an der Zeit, Ihre Ziele auf Papier zu bringen und sie mit Ihren Partnern zu besprechen!
Die notwendigen Kompetenzen für ihre digitale Transformation erwerben
Nachdem Sie Ihre Ziele gesteckt haben, müssen Sie jetzt die digitale Transformation planen. Rom wurde nicht an einem Tag erbaut, und eine Bildungseinrichtung des 21. Jahrhunderts auf die Beine zu stellen, klappt auch nicht im Nu! Um eine effiziente und realistische Strategie aufzubauen, sollten Sie als Erstes die Kompetenzen auflisten, die Sie benötigen und sich schrittweise aneignen müssen.
Zum einen können Sie sich selbst und Ihre Mitarbeiter ausbilden. Diese Option ist die kostengünstigste, denn so können Sie sich zu geringen Kosten eine solide Wissensgrundlage aneignen und gleichzeitig diese neuen Kenntnisse sehr schnell auf Ihre Ausbildungseinrichtung anwenden. Aber natürlich gibt es Grenzen und intern ist nicht alles machbar. Wenn Sie sich z. B. für den Einstieg ins E-Learning entscheiden, können Sie sehr schnell lernen, qualitativ hochwertige Lernvideos zu erstellen. Wenn Sie diese Videos jedoch um erklärende Animationen ergänzen wollen, wird es schnell viel komplizierter.
Hier kommt die zweite Möglichkeit ins Spiel: Sie stellen Personen ein, die Ihnen beim Auf- und Ausbau Ihrer Tätigkeit helfen. Diese Option ist risikoreicher, zeigt aber auch ihren festen Willen, Ihre Bildungseinrichtung nachhaltig umzugestalten. Intern können Sie z. B. einen Ausbilder einstellen, der sich auf das Instruktionsdesign spezialisiert hat und Ihre E-Learning-Inhalte erstellen kann. Sie können auch einen Community Manager einstellen, der Ihre Online-Kommunikation sowie die Beziehungen zu Ihren Kunden und Auszubildenden usw. verwaltet. Heute sind sich alle einig, dass die meisten Berufe von morgen noch nicht existieren. Im Rahmen des digitalen Wandels der BE müssen vielleicht auch Sie unübliche und für Ihre Tätigkeit spezifische Stellen schaffen!
Die letzte Option besteht schließlich darin, sich für einen Teil Ihres Bedarfs an digitaler Transformation Unterstützung zu suchen. Ob Sie nun eine Beratungsfirma beauftragen, die Ihnen hilft, Ihre Prozesse zu überdenken, oder einen Freiberufler, der einmalige Aufgaben übernimmt (z. B. die Neugestaltung Ihrer Corporate Identity) – es ist wichtig, Partner auszuwählen, mit denen Sie langfristig zusammenarbeiten wollen. Anstatt z. B. die Erstellung einer Website an einen Subunternehmer in Indien zu vergeben, wenden Sie sich lieber an eine lokale Agentur und werden Sie dadurch Teil des digitalen Ökosystems Ihrer Region!
Erste Digitalisierungsmaßnahmen in Gang setzen
Nach der Prüfungs- und Planungsphase müssen Sie nur noch Ihre ersten Maßnahmen zur digitalen Transformation umsetzen! Hierzu schlägt der Leitfaden eine an Startups angelehnte Methodik vor, die zur Agilität der Unternehmen aufruft. Hier sind die fünf wichtigsten Schritte.
Klein anfangen
Die Digitalisierung Ihrer Tätigkeit kann eine tiefgreifende Veränderung sein und es ist wichtig, diese Veränderung behutsam zu managen. Beginnen Sie deshalb nicht gleich mit einer Großbaustelle: Ein Projekt, bei dem zu viel auf dem Spiel steht, könnte Sie unnötig stressen. Sorgen Sie stattdessen dafür, dass Ihre erste Baustelle nicht zu viele Auswirkungen auf Ihr Geschäft hat, falls es schief geht. Sie können zum Beispiel damit beginnen, einen Newsletter zu erstellen oder ein Konto in sozialen Netzwerken einzurichten!
Trial & Error
Wenn Sie klein anfangen, können Sie aus Ihren Fehlern lernen und schneller reagieren! Dank eines schlichten Fehlers können Sie so Ihre neuen Prozesse an Ihre Bildungseinrichtung anpassen, denn bekanntlich klafft zwischen der Theorie in einem Leitfaden und der Praxis immer eine große Lücke! Vielleicht richtet sich Ihr Newsletter an Ihre Geschäftskunden, obwohl er überwiegend von Ihren Privatkunden gelesen wird: Dann müssen Sie den Inhalt des Newsletters anpassen.
Sich ins lokale Ökosystem einfügen
Zusammenarbeit ist einer der großen Trends der digitalen Transformation und viele Digitalprofis haben diesen Trend verstanden! Bei Messen, Themenabenden oder auch „Brunch-Treffen“ fehlt es nicht an Gelegenheiten, sich mit Gleichgesinnten auszutauschen! Der Aufbau eines Netzwerks in der digitalen Welt vereinfacht die Begegnung mit Fachleuten aus Ihrer Branche (um sie gegeneinander in Wettbewerb zu bringen oder Ihre Allgemeinbildung zu erweitern), lässt Sie von den Erfahrungen anderer Unternehmen profitieren und hilft Ihnen, Kunden zu finden, die sich in Ihrer Vorgehensweise wiedererkennen!
Schrittweise diversifizieren
Sobald Sie die Testphasen durchlaufen haben, können Sie damit beginnen, die Digitalisierung der verschiedenen Bereiche Ihrer Bildungseinrichtung zu diversifizieren. Erworbene Reflexe und Erfahrungen helfen Ihnen, schneller zu reagieren und frühere Fehler zu vermeiden! Ihrem Fortschritt entsprechend können Sie damit beginnen, neue, vollständig digitalisierte Angebote in Ihr Programm aufzunehmen. Sobald Sie Ihre Verwaltungs- oder Buchhaltungsunterlagen digitalisiert haben, sind Sie zum Beispiel in der Lage, Ausbildungen vollständig online zu erstellen.
Seine Ziele verfolgen
Wie kann ich wissen, ob ein Test erfolgreich war? Welche Initiativen Sie auch ergreifen, sie müssen Ihnen helfen, Ihre Ziele zu erreichen und ein Bedürfnis zu erfüllen. Bevor Sie eine Entscheidung treffen, sollten Sie daher Erfolgsindikatoren identifizieren, anhand derer Sie feststellen können, ob die Entscheidung tatsächlich Auswirkungen auf Ihre Tätigkeit hatte. Wie viele Personen, die Ihren Newsletter erhalten, haben sich beispielsweise zu Ihren Ausbildungen angemeldet? Wie viel Zeit sparen Sie pro Woche über welche Software ein? Oder: Wie viel haben Ihnen Ihre neuen Ausbildungen eingebracht? Mithilfe dieser Leistungsindikatoren können Sie zuverlässige Entscheidungen treffen, um Ihre verschiedenen „Testläufe“ zeitnah an Ihre Tätigkeit anzupassen.
Die Vorbereitung auf die digitale Transformation Ihrer Bildungseinrichtung ist eine langfristige Aufgabe, die Überlegungen und Methoden erfordert. Dieser Artikel sollte Ihnen Schlüssel an die Hand geben, damit Sie mit den ersten Maßnahmen Ihrer digitalen Transformation beginnen können. Im nächsten Artikel wird es um die Kommunikation mit Ihren Mitarbeitern gehen, denn die Digitalisierung Ihres Unternehmens kann nur im Team erreicht werden und daher ist es wichtig, dass alle mitmachen!
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