Die Migrationsbewegungen der letzten Jahre haben Deutschland zu einem Ziel für viele Flüchtlinge gemacht. Die Integration dieser Menschen, insbesondere in den Arbeitsmarkt, stellt eine gesellschaftliche und wirtschaftliche Herausforderung dar. Dabei nehmen Weiterbildungsinstitute eine zentrale Rolle ein, um die Eingliederung der Flüchtlinge in die Berufswelt zu erleichtern und somit eine Win-win-Situation für alle Beteiligten zu schaffen.
Doch welche Weiterbildungsangebote sind für Flüchtlinge sinnvoll, wie werden diese finanziert und auf welche Herausforderungen treffen Sie als Weiterbildungsanbieter?
Aktuelle Weiterbildungsangebote für Flüchtlinge:
In der Hauptstadt Berlin haben Institutionen wie Goldnetz bereits spezielle Weiterbildungsprogramme und Coaching-Angebote für Flüchtlinge ins Leben gerufen. Diese Programme zielen darauf ab, die berufliche Integration zu fördern und Flüchtlingen den Einstieg in den deutschen Arbeitsmarkt zu erleichtern. Sie bieten individuelle Beratung, Berufsorientierung und Qualifizierungsmaßnahmen an, die auf die Bedürfnisse und Fähigkeiten der Flüchtlinge zugeschnitten sind.
Die Angebote reichen von allgemeinen berufsbezogenen Sprachkursen über Integrationskurse, die grundlegende Kenntnisse über die Rechtsordnung, Kultur und Geschichte Deutschlands vermitteln, bis hin zu spezifischen Qualifizierungsmaßnahmen, welche sich beispielsweise an Mütter mit Migrationshintergrund wenden, die einen beruflichen Wiedereinstieg zum Ziel haben. Durch diese Angebote erhalten Flüchtlinge die Möglichkeit, ihre vorhandenen Qualifikationen zu verbessern und relevante Fähigkeiten für den deutschen Arbeitsmarkt zu erwerben.
Finanzierung und Unterstützung von Weiterbildungsmaßnahmen
In Deutschland existieren unterschiedliche Finanzierungsmodelle und Unterstützungsprogramme, die sowohl auf Bundes- als auch auf Landesebene angesiedelt sind. Diese Programme bieten sowohl finanzielle Ressourcen als auch fachliche Unterstützung, um Fort- und Weiterbildungsangebote für Flüchtlinge zu ermöglichen und zu verbessern. 2021 kündigte das Bundesministerium für Bildung und Forschung Maßnahmenpakete von rund 130 Millionen Euro zur Förderung der Integration von Flüchtlingen für die nächsten Jahre an. Die Förderung von Fort- und Weiterbildungen ist dabei ein wesentlicher Aspekt zur Integration der Geflüchteten in den deutschen Arbeitsmarkt.
Nachstehend sind einige aktuelle Förderprogramme und Initiativen aufgeführt:
1. AMIF – Asyl-, Migrations- und Integrationsfonds der Europäischen Union
Förderperiode: 2021 bis 2027
Schwerpunkt: Einer der vier Schwerpunkte der Förderung zielt im Hinblick auf Fort- und Weiterbildungsangebote auf die wirksame Integration von Drittstaatsangehörigen, sowie einem erleichterten Zugang zum deutschen Arbeitsmarkt ab.
Die Antragsstellung erfolgt über das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF).
2. Europäischer Sozialfonds (ESF) Plus
Förderperiode: 2021 bis 2027
Schwerpunkt: Die Förderung der sozialen Integration von benachteiligten Personen sowie die sozioökonomische Integration von Drittstaatsangehörigen.
Eine Vielzahl von Bundes- und Landesprogrammen des ESF sind verfügbar.
3. Bundesprogramm Gesellschaftlicher Zusammenhalt – Vor Ort. Vernetzt. Verbunden.
Förderausschreibung: jährlich im Frühjahr
Schwerpunkt: Die Schwerpunkte wechseln jährlich und zielen darauf ab, die gesellschaftliche Integration und damit das Zusammenleben zu erleichtern
Hier finden Sie nähere Informationen.
4. Berufsbezogene Deutschsprachförderung
Die berufsbezogene Deutschsprachförderung baut unmittelbar auf einem Integrationskurs auf. Dieses Förderprogramm bietet Weiterbildungsinstituten die Möglichkeit, ihre Angebote für Flüchtlinge durch eine sogenannte Trägerkooperation zu erweitern.
Herausforderungen für Bildungseinrichtungen
Eine der größten Herausforderungen für Bildungseinrichtungen ist wohl die Sprachbarriere. Flüchtlinge kommen oft mit wenig bis gar keinen Deutschkenntnissen bei uns an, was den Zugang zu Bildungsangeboten erschwert. Mit Lehrkräften, die zusätzliche Sprachen beherrschen, können Weiterbildungseinrichtungen Unterstützungsangebote entwickeln, die es den Teilnehmenden ermöglichen, gleichzeitig Sprach- und Fachkenntnisse zu erwerben.
Auch kulturelle kommt es häufig zu Herausforderung, da viele Geflüchteten die für uns Gepflogenheiten wie Pünktlichkeit oder dem deutschen Rechtssystem nicht vertraut sind und andere Werte mitbringen. Daher ist es wichtig, dass Fort- und Weiterbildungsangebote auch soziale und interkulturelle Kompetenzen vermitteln. Zusätzlich ist es empfehlenswert, die Lehrkräfte mit den jeweiligen Kulturen und Werten vertraut zu machen und sie im Umgang mit den Geflüchteten zu sensibilisieren.
Doch auf welchem Stand müssen Fort- und Weiterbildungen anfangen? Laut dem Sprecher der Bundesagentur für Arbeit verfügen nämlich „rund 80 Prozent der Neuankömmlinge über keine verwertbaren Qualifikationen“. Natürlich sind Bildungsangebote hier der Schlüssel, aber passende Angebote zu entwickeln, stellt Weiterbildungsanbieter vor neue Herausforderungen.
Viele der Flüchtlinge sind in den ersten Monaten nach ihrer Ankunft auf Unterstützung durch öffentliche Stellen angewiesen. Da diese Mitarbeiter auch mit den wechselnden staatlichen Finanzierungsangeboten vertraut sind, kann hier eine Kooperation mit Organisationen und Behörden sinnvoll sein. Auch Kooperationen mit großen Unternehmen können eine große Chance bieten, akute Herausforderungen zu identifizieren und daraufhin gemeinsam passende Fort- und Weiterbildungsangebote zu entwickeln, die wirklich gebraucht werden.
Fach- bzw. Arbeitskräftemangel als Chance
Migranten und Flüchtlinge sind derzeit ein Hoffnungsträger für viele Unternehmen, die seit Jahren mit Fach- und Arbeitskräftemangel zu kämpfen haben. Insbesondere in den Pflege- und Gesundheitsberufen, im Handwerk, in der Baubranche sowie in technischen Berufen ist der Engpass groß.
Durch spezielle Angebote für Flüchtlinge in genau diesen Bereichen könnte die Lücke langsam geschlossen werden. Ein weiterer Vorteil: Viele Arbeitgeber fördern die Fort- und Weiterbildungen von Angestellten und somit auch den Erwerb sprachlicher und fachlicher Kompetenzen, die Ihr Bildungsangebot abdecken könnte. Laut einer Studie sieht nämlich jedes dritte Unternehmen ausländische Arbeitskräfte als „Rettung“, um endlich seine offenen Stellen zu besetzen.
Erfolg von Weiterbildungsmaßnahmen und Arbeitsmarktintegration
Welche Erfolgsaussichten haben demnach Fort- und Weiterbildungsangebote für Flüchtlinge und worauf sollten Sie achten? Mit dieser Übersicht erhalten Sie einige Tipps, die Sie bei der Entwicklung einer Fort- oder Weiterbildung speziell für Flüchtlinge beachten sollten:
- Lehrkräfte: Schulen Sie Ihre Lehrkräfte im Umgang mit den kulturellen Besonderheiten der Flüchtlinge und Migranten.
- Angebot: Erarbeiten Sie passende Weiterbildungsangebote in Kooperation mit öffentlichen Stellen wie der Agentur für Arbeit, dem BAMF oder auch Unternehmen in Ihrer Region.
- Sprachbarriere: Fördern Sie die Sprachkenntnisse Ihrer eigenen Mitarbeiter oder beschäftigen Sie Lehrer, die bereits andere Sprachen sprechen.
- Kompetenzen: Integrieren Sie in Ihr Bildungsangebot Aspekte zur Förderung interkultureller und sozialer Kompetenzen, um von Beginn an ein effektives Lehrumfeld zu schaffen und wichtige Werte zu vermitteln. Zusätzlich können Fachkompetenzen aus Bereichen, in denen Fachkräftemangel herrscht, vermittelt werden, um die offene Stellen besetzen zu können.
- Förderungen: Informieren Sie sich regelmäßig über aktuelle Förderprogramme und wie Sie diese für Ihre Bildungsangebote nutzen können.